© Als Hitler das rosa Kaninchen stahl/Warner Bros. Entertainment Inc.
Am 27. Januar wollen wir über die Kraft des Gedenkens sprechen. 80 Jahre nachdem sowjetische Soldaten die Tore von Auschwitz geöffnet haben, müssen wir uns immer wieder daran erinnern, was „nie wieder“ wirklich bedeutet. Bücher, Dokumentarfilme und Kunst bieten uns die Möglichkeit, nicht nur zurückzublicken, sondern auch in die Zukunft zu schauen und uns zu fragen, was für eine Welt wir schaffen wollen.
Es war der 27. Januar 1945, als sowjetische Soldaten die Tore von Auschwitz öffneten und damit ein Bild des Grauens ans Licht brachten, das die Welt bis heute erschüttert. Mehr als eine Million Menschen wurden in Auschwitz ermordet – sie wurden Opfer eines Systems, das seinen "Rassenwahn" und Hass in unvorstellbaren Grausamkeiten auslebte. „Auschwitz" ist heute mehr als ein Name, es ist ein Symbol. Ein Mahnmal gegen das Vergessen.
In Deutschland ist dieser Tag seit 1996 offiziell ein Gedenktag, der uns daran erinnern soll, was war – und was nie wieder sein darf. Eine Frage bleibt drängend: Wie gut gelingt uns das „Nie wieder" wirklich?
Bücher, Filme und persönliche Zeugnisse haben sich seit Ende des Zweiten Weltkriegs der Aufgabe verschrieben, das Unfassbare fassbarer zu machen. Doch in einer Zeit, in der Antisemitismus weiter aufflammt, Holocaust-Leugnungen zunehmen und die Überlebenden immer weniger werden, wird die Arbeit des Erinnerns wichtiger denn je.
Wir, die Redaktion, haben uns gefragt: Welche Werke berühren, erschüttern und bilden uns, um das Gedenken wachzuhalten?
Das Tagebuch der Anne Frank ist wohl eines der bekanntesten Dokumente der Shoah. Es gibt Einblick in das Leben eines Mädchens, dessen Stimme uns aus der Zeit eines unmenschlichen Terrors erreicht.
Anne Frank, 1947
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl (Buch und Film): Die Erzählung von Judith Kerr zeigt die Flucht einer jüdischen Familie aus Deutschland – aus der Perspektive eines Kindes. Ein Werk, das Geschichte greifbar macht, ohne in Pathos zu versinken.
Judith Kerr, 1971
Versuche, dein Leben zu machen: Ein erschütterndes Zeitzeugnis von Margot Friedländer, die als Jüdin in Berlin überlebte, indem sie sich versteckte. Bis heute klärt sie unermüdlich auf und erinnert daran, dass das Schweigen die schlimmste Waffe ist.
Margot Friedländer, Malin Schwerdtfeger, 2008
Shoah: Eine monumentale, neun Stunden lange Dokumentation von Claude Lanzmann, die ohne Archivbilder auskommt und stattdessen auf die Stimmen der Überlebenden, Täter und Zeugen setzt. Ein Werk, das an Dringlichkeit nichts eingebüßt hat.
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Night Will Fall: Eine eindringliche Dokumentation über die Befreiung der Konzentrationslager 1945, die mit verstörenden Bildern und erschütternden Zeugnissen die Gräuel des NS-Terrors schonungslos offenlegt. Unter der Regie von Sidney Bernstein und mit Beiträgen von Alfred Hitchcock entstand ein Werk, das fast in Vergessenheit geriet.
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Prosecuting Evil: Die bewegende Geschichte von Benjamin Ferencz, dem jüngsten Chefankläger der Nürnberger Prozesse und einem unermüdlichen Kämpfer für Gerechtigkeit. Die Themen des Films ergänzen sich eindrucksvoll mit seinem Buch Departing Words, das neun Lektionen für ein gerechtes Leben vermittelt.
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Requiem for Auschwitz: Der Dokumentarfilm gibt einen Einblick in das Schicksal der Sinti und Roma, die im Holocaust ermordet wurden. Die Produktion zeigt nicht nur die Grausamkeit der Verbrechen, sondern würdigt auch die kulturellen und künstlerischen Beiträge der Sinti und Roma, die während und nach der Shoah entstanden. Mit einem von Roger Moreno Rathgeb komponierten Requiem bringt der Film eine emotionale und künstlerische Perspektive auf die Geschichte der Sinti und Roma.
Paragraph 175: Bewegende Einblicke in das Schicksal homosexueller Männer, die unter dem NS-Regime und darüber hinaus durch den gleichnamigen Strafrechtsparagraphen verfolgt wurden. Homesexuelle Frauen wurden im Paragraph 175 nicht erwähnt und vom NS-Regime verdeckt und indirekt verfolgt. Auch ihre Geschichte wird von der Dokumentation beleuchtet – ein eindringliches Zeugnis von Diskriminierung und Überlebenskampf.
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Auch inmitten des Grauens gab es Widerstand – durch Worte, Taten und sogar Musik. In Konzentrationslagern entstanden Werke, die den Geist der Gefangenen lebendig hielten: Jazz, Kabarett und Lieder, die dem Unfassbaren eine Form gaben. Die KZ-Musik-Enzyklopädie (1933–1945) dokumentiert dieses geheime Schaffen und beweist, dass Kunst selbst in den dunkelsten Zeiten überleben kann.
Der Tag des Gedenkens ist nicht nur ein Blick in die Vergangenheit. Er ist eine Verpflichtung – besonders in einer Zeit, in der Erinnerung zunehmend angezweifelt wird. Die Werke, die wir lesen, sehen und hören, sind dabei keine reinen Mahnmale. Sie sind Werkzeuge. Werkzeuge, die uns helfen, zu verstehen und Verantwortung zu übernehmen.