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© Polly Braden

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Die Geschichten hinter den Schlagzeilen

Wie können wir Angst, Desinformation und extremistische Manipulation bekämpfen?

Regisseurin Havana Marking erzählt von einer mutigen und hochaktuellen Recherche über den fragilen Zustand unserer Demokratien.

menschenrechte
journalismus
gesellschaft
demokratie
Ida Hausdorf
11.06.2025

Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, diese Geschichte zu erzählen? Gab es einen bestimmten Moment, in dem dir klar wurde: Dieser Film muss gemacht werden?

Ich bin mit meinen Filmen oft unterwegs – immer auf der Suche nach den Geschichten hinter den Schlagzeilen. Ich habe in Afghanistan gedreht, auf dem Balkan und in Asien. Und irgendwann wurde mir klar: Die Frontlinie im Kampf um Demokratie verläuft inzwischen im Westen. Also wollte ich einen Film machen, der genau das zeigt – und der in Großbritannien spielt.

Dann wurde die Geschichte plötzlich größer: Zuerst stießen wir auf ein europaweites Netzwerk der extremen Rechten – und dann auch auf Verbindungen in die USA, woher ein großer Teil der Finanzierung kommt. Was als lokales Projekt in Großbritannien angefangen hat, wurde global. Aber genau deshalb fühlt es sich wie eine der wichtigsten Geschichten unserer Zeit an.

Was waren die größten Herausforderungen – organisatorisch oder emotional? Und wie habt ihr die Sicherheit aller Beteiligten gewährleistet, gerade in Bezug auf digitale Gefahren?

Wir begleiten eine Organisation, bei der zwei Journalist:innen undercover in rechtsextreme Gruppen eingeschleust werden – sowohl auf der Straße als auch in intellektuellen Kreisen mit millionenschwerer Finanzierung. Das war auf vielen Ebenen beängstigend: Was, wenn jemand merkt, dass wir drehen? Was, wenn die Reporter:innen auffliegen?

Aber es war auch rechtlich heikel. Wir reden hier über Milliardäre aus dem Silicon Valley mit riesigem Anwaltsteam. Deshalb mussten wir journalistisch extrem sauber arbeiten – und genauso gut vorbereitet sein, was unsere Sicherheitsprotokolle angeht. Wir haben viel Zeit investiert, um uns als Team abzusichern. Alle haben Sicherheitstrainings gemacht, und die Undercover-Leute sind sehr erfahren. Wir waren gut aufgestellt.

Gab es Momente, in denen ihr überlegt habt, das Projekt abzubrechen – wegen der Risiken oder aus ethischen Gründen?

Gefährliche oder heikle Situationen gab es viele – aber wir hatten nie das Gefühl, dass wir aufhören sollten. Der Druck kam eher von außen: Kinos waren zum Teil zurückhaltend, weil sie den Film für zu riskant hielten.

Aber wir haben vorgesorgt, alle sind in Sicherheit – auch die Journalist:innen. Dafür haben wir viele Schutzmaßnahmen getroffen und konsequent umgesetzt.

Hol dir jetzt dein Ticket für "Undercover"!

Bring deine eigenen Fragen mit und komm zu unserem Screening mit anschließendem Q&A mit der Regisseurin.

Was hat dich bei der Recherche am meisten schockiert oder überrascht?

Ich war ehrlich gesagt schockiert, wie gut organisiert, effizient und professionell diese Netzwerke sind – und wie viel Geld dahinter steckt. Sie sind uns technologisch weit voraus. Sie verstehen, wie man soziale Medien gezielt nutzt, wie man Algorithmen für sich arbeiten lässt, wie man Desinformation verbreitet.

Sie setzen auf Kryptowährungen, sie bewegen sich auf Plattformen, mit denen wir kaum umgehen können. Diese Erkenntnis war wirklich beunruhigend.

Warum sind rechtsextreme Gruppen deiner Meinung nach so erfolgreich darin, digitale Plattformen für sich zu nutzen?

Für mich ist das eine Art perfekter Sturm. Ein zentraler Punkt ist die wirtschaftliche Lage: Wenn Menschen arm sind, wenn sie kämpfen müssen, wenn das kapitalistische System nicht mehr liefert, was es versprochen hat – dann suchen sie nach Alternativen. Und dann wird eine einfache Antwort auf ein komplexes Problem plötzlich sehr verführerisch.

Rassismus, Anti-Migrations-Rhetorik, faschistische Narrative – das alles lässt sich leicht instrumentalisieren, wenn Menschen in Not sind. Für viele funktioniert das System einfach nicht mehr.

In einer Zeit extremer gesellschaftlicher Spaltung – welche Rolle sollten Doku-Filme deiner Meinung nach spielen?

Wir haben in unserem Film versucht, Mitgefühl und Verständnis zu zeigen – nicht für die extreme Rechte, sondern für die Menschen, die anfällig dafür sind. Menschen, die Angst haben und sich einfache Antworten wünschen.
Wir verurteilen nicht ihren Glauben – sondern die, die diesen Glauben gezielt manipulieren.

Wenn Dokumentarfilme genau da ansetzen, wenn sie erklären können, warum etwas schiefläuft – nicht nur, dass es schiefläuft –, dann können sie Brücken bauen. Und das ist extrem wichtig.

Was sagt es über den Zustand unserer Demokratien aus, wenn Tech-Plattformen extremistische Inhalte so leicht verbreiten können?

Das ist eine richtig gute – und schwierige – Frage. Die Plattformen durften zu lange machen, was sie wollten. Wir waren zu langsam, um Gesetze nachzuziehen, die nicht die Meinungsfreiheit beschneiden, sondern dafür sorgen, dass Inhalte ehrlich, transparent und nicht hetzerisch sind.

Anders gesagt: Sie waren zu schnell, wir zu langsam. Und heute sind viele Regierungen fast abhängig – aus Angst, Wähler:innen zu verlieren, wenn sie zu streng regulieren.

Wir müssen den Mut finden, hier gegenzusteuern. Wir müssen einen Weg finden, wie Meinungsfreiheit, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Wahrheit gleichzeitig auf denselben Plattformen existieren können. Das ist schwierig, aber absolut notwendig.

Letzte Frage: Worauf freust du dich bei der Dokumentale am meisten?

Ich habe gerade den Regisseur Friedrich Moser kennengelernt – und ich will seinen Film How to Build a Truth Engine unbedingt sehen!
Ich freue mich auch riesig auf die anderen Filme, auf tolle Gespräche und auf den Austausch mit anderen Filmemacher:innen. Ich kann’s kaum erwarten!

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Ida Hausdorf
Content & Multimedia Lead

Ida ist Multimedia-Redakteurin, Social-Media- und Impact-Strategin mit einem ausgeprägten Gespür für digitales Storytelling. Mit einem Hintergrund in Psychologie und Kommunikation (B.A.) sowie einem Master in Medien und Kultur verbindet sie fundiertes Wissen mit kreativer Umsetzung. Durch ihre vielseitigen Erfahrungen in verschiedenen crossmedialen Projekten und Kampagnen ist sie eine Allrounderin im Bereich digitaler Kommunikationsstrategien und multimedialem Storytelling.

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