© Films4Transparency
In diesem Jahr geht die Dokumentale in Zusammenarbeit mit Transparency International und der International Anticorruption Conference Series (IACC) der Frage nach, wie nicht-fiktionales Storytelling den Kampf gegen Korruption verstärken kann. Im Zentrum des Programms stehen sieben sorgfältig ausgewählte Filme, die den globalen Einfluss von Korruption und die Macht der Wahrheit zeigen.
Korruption gedeiht im Schweigen und noch mehr im Dunkeln. Sie verfestigt sich in den Strukturen von Institutionen, raubt Ressourcen von vielen, um wenigen zu nützen, und untergräbt Demokratie sowie Vertrauen, wo immer sie sich ausbreitet. In einer Welt, die zunehmend von rechten Bewegungen und der Normalisierung autoritärer Tendenzen geprägt ist, wird es immer dringlicher, Korruption aufzudecken, ihr Widerstand zu leisten und sie zu bekämpfen.
Die Kamera kann dabei, wenn sie mit einer klaren Absicht geführt wird, zu einer Waffe des Widerstands werden. Sie wird zu einem Werkzeug, das Korruption entlarvt, herausfordert und schließlich hilft, ihre Strukturen zu zerstören. So entfaltet sich die Kraft des Dokumentarfilms.
Auf der Dokumentale, dem aufstrebenden Berliner Dokumentarfilmfestival im Juni 2025, wird diese Kraft spürbar. Im Rahmen von „Films for Transparency“ zeigt das Festival eine Auswahl internationaler Filme, die von Integrität, Gerechtigkeit und dem globalen Kampf gegen Korruption erzählen. Wir feiern Filmemacher*innen, die unbequeme Fragen stellen und das ans Licht bringen, was andere lieber verbergen würden.
Diese Filme informieren, aber sie ermutigen auch. Sie öffnen Herzen und Köpfe, verwandeln Zuschauer*innen in engagierte Bürger*innen und bieten Handlungsansätze für alle, die etwas verändern wollen. Im Kampf gegen Korruption tun Dokumentarfilme mehr als nur beobachten – sie handeln.
Korruption ist komplex. Sie verbirgt sich hinter Euphemismen, Offshore-Strukturen, rechtlichen Schlupflöchern und staatlicher Geheimhaltung. Dokumentarfilme durchbrechen diesen Schleier. Sie erzählen klare, kraftvolle Geschichten, die zeigen, wie Korruption funktioniert und wer dafür zahlt.
The Accidental President ist ein eindrucksvolles Porträt von Sviatlana Tsikhanouskaya. Sie führt die demokratische Bewegung Weißrusslands, nachdem ihr Mann festgenommen und die Wahlen entführt wurden. Der Film beleuchtet nicht nur das autoritäre Regime Lukaschenkos, sondern auch den Mut derer, die gegen systemische Korruption ankämpfen. Es ist ein Zeugnis der Resilienz derer, die sich nicht der Angst beugen.
9 Month Contract zeigt die Verstrickung von kurzfristigen Profiten und systemischer Ausbeutung. Der Film verfolgt das Leben von Arbeitern, die unter ausbeuterischen Verträgen leiden. Er verdeutlicht, wie rechtliche und wirtschaftliche Strukturen Korruption begünstigen und Täter vor Verantwortung schützen.
Wild Coast Warriors blickt auf die Frontlinie von Umwelt- und Landgerechtigkeit. Der Film begleitet Gemeinschaften, die gegen korrupte Abkommen zwischen Staat und Industrie kämpfen. Diese Geschichten zeigen, was passiert, wenn gewöhnliche Menschen gegen mächtige Interessen aufstehen – und wie Korruption oft mit Gewalt darauf reagiert.
In jedem dieser Filme wird die Kamera zum Zeugen und Teilnehmer des Widerstands. Sie dokumentieren nicht nur Ungerechtigkeit, sondern verändern das öffentliche Bewusstsein.
Eine Tabellenkalkulation zeigt, wohin das Geld geflossen ist, aber sie verrät uns nicht, was es bewirken sollte. Ein Dokumentarfilm tut dies.
Dokumentarfilme schaffen eine emotionale Verbindung zwischen der Geschichte und dem Zuschauer. Sie bauen Brücken zwischen Fakten und Gefühlen, zwischen der kalten Logik der Korruption und ihren menschlichen Folgen. Ein guter Film lässt uns Ungerechtigkeit nicht nur verstehen, sondern fühlen.
Wenn wir den Schmerz in den Augen einer Mutter nach einer Tragödie sehen oder einen Whistleblower mit zitternder Stimme sprechen hören, verbinden wir uns auf einer tieferen Ebene. Dieses emotionale Engagement ist der Funke für Veränderung.
Die emotionale Resonanz von 9 Month Contract liegt nicht nur in der Kritik an ausbeuterischen Praktiken, sondern in der Menschlichkeit der dargestellten Arbeiter. Ihre Stimmen bleiben im Gedächtnis und wecken nicht nur Bewusstsein, sondern ein Gefühl gemeinsamer Verantwortung.
Dokumentarfilme bieten einen Spiegel, ein Fenster und manchmal ein Megaphon. Sie fordern uns auf, nicht nur zu schauen, sondern zu handeln – zu spenden, zu protestieren, zu teilen, zu wählen, zu organisieren. Sie zeigen uns, wie wir uns in weltweite Kämpfe einbringen können.
Korruption isoliert. Sie wächst dort, wo Menschen sich machtlos fühlen. Ein Dokumentarfilm kann diese Dynamik umkehren. Er hilft, Verbindungen zu schaffen – zwischen Individuen und Gemeinschaften weltweit.
Bei Filmes für Transparenz haben wir immer wieder erlebt, wie eine Vorführung mehr entfacht als nur Applaus. Sie löst Gespräche, Zusammenarbeit und Action aus. Menschen erkennen sich in Geschichten aus fernen Ländern. Sie sehen ihre eigenen Kämpfe als Teil eines globalen Musters und ihren Widerstand als Teil einer größeren Bewegung.
Filme wie Wild Coast Warriors bilden nicht nur weiter, sie schaffen Solidarität. Umweltverteidiger von Südafrika bis zum Amazonas erkennen die gleichen Muster – Unternehmensgier, staatliche Kollusion, Gemeinschaftsresistenz. Diese Filme werden zu Sammelpunkten für transnationale Advocacy und gemeinsame Strategien.
Die Vorführungen auf der Dokumentale sind darauf ausgerichtet, Brücken zu bauen. In Q&A-Sessions, Podiumsdiskussionen und Workshops wird das Festival zu einem Raum für Dialog und Verbindung – ein lebendiges Forum, in dem Geschichtenerzähler, Aktivisten und Bürger zusammenkommen, um zu strategisieren und sich gegenseitig zu unterstützen.